Was sehen blinde Menschen? – Fragen zu Blindheit einfach erklärt

Was sehen blinde Menschen? – Fragen zu Blindheit einfach erklärt

Plötzlich blind zu werden, ist für viele eine Horrorvorstellung. Doch ist das überhaupt möglich? Was sind die Ursachen für eine Erblindung? Und was sehen blinde Menschen wirklich mit ihren Augen oder in ihren Träumen?

In diesem Artikel dreht sich alles um das Thema Blindheit (Fachbegriff: Amaurose) und wie Du Angehörige mit reduzierter oder nicht vorhandener Sehkraft im Alltag unterstützen kannst.

Inhaltsverzeichnis:

Was sehen blinde Menschen mit ihren Augen?

Die Frage „Was sehen blinde Menschen?“ taucht immer wieder auf und die Antwort ist: Es kommt drauf an. Denn blind ist nicht gleich blind.

Einige blinde Menschen sehen nichts mehr. Sehende können sich dieses „Nichts“ nur schwer vorstellen und beschreiben es häufig mit der Farbe Schwarz. Jedoch kennt eine von der Geburt an blinde Person keine Farben und damit auch kein Schwarz.

Andere nehmen noch Helligkeit, Schatten oder Umrisse wahr. Wieder andere sehen wie durch eine milchige Scheibe oder mit einem Tunnelblick, einem extrem eingeschränkten Sichtfeld.

Der Fachbegriff für Blindheit, bei der ein oder beide Augen kein Licht mehr wahrnehmen können, lautet Amaurose (lat. Amaurosis). Viele Menschen gelten allerdings laut Gesetz als „blind“, obwohl sie noch etwas sehen. Eine „gesetzliche Blindheit“ ist dann erfüllt, wenn das Restsehvermögen unter 2 % liegt.

Es ergeben sich unterschiedliche Arten von Blindheit:

  • Vollständige Blindheit (tritt selten auf): Es ist dunkel. Es werden keine Lichtreize wahrgenommen. Auch keine Farben.
  • Partielle Sehbehinderung (häufigste Art): Viele Menschen sind nicht vollständig erblindet, sondern es ist noch ein Restsehvermögen vorhanden. Kontraste oder Lichtquellen sind noch zu erkennen.

    Ferner gibt es Menschen, bei denen das zentrale oder periphere Sehen ausfällt. Das Sichtfeld ist infolgedessen eingeschränkt, so als wenn Du durch ein Rohr oder Schlüsselloch schaust („Tunnelblick“). Auch kann der Graue Star als altersbedingte Erkrankung auftreten. Menschen mit dieser Erkrankung sehen Dinge durch einen Grauschleier. Alles wirkt neblig, verschwommen, farblos.

Was sehen Blinde, wenn sie träumen?

Wie blinde Menschen träumen, hängt davon ab, ob sie blind geboren wurden oder erst später ihr Augenlicht verloren haben.

Menschen, die später erblindet sind, träumen oft in Bildern, so wie sie es aus der Vergangenheit kennen. Wer seit Geburt blind ist, hat nie visuelle Reize erlebt. Die Träume sind bei ihnen meist geprägt von Geräuschen (z. B. Stimmen), Berührungen (z. B. Wind auf der Haut), Emotionen und Gerüchen.

Eine blinde Person mit Blindenstock steht in einem Park und hält einen Hund an der Leine.

Wie sehen die Augen von blinden Menschen aus?

Die Augen von blinden Menschen können äußerlich gänzlich normal aussehen oder zum Beispiel durch einen Unfall sichtbar verändert sein.

Mögliche Veränderungen sind diese:

  • „Leere“ Blickrichtung
  • Trübe Hornhaut (z. B. bei Grauer Star)
  • Verformungen oder fehlende Augen (bei angeborener Blindheit)

Wie wird man blind? – Ursachen im Überblick

Die Ursachen können vielfältig sein. Manche Menschen kommen bereits blind zur Welt, andere verlieren ihr Augenlicht durch eine Krankheit, einen Unfall oder mit zunehmendem Alter.

Die angeborene Blindheit – Ursachen bei der Geburt

Menschen werden blind geboren, wenn sich die Augen oder der Sehnerv nicht richtig entwickeln, oder wenn es Komplikationen in der Schwangerschaft gibt.

Typische Ursachen für angeborene Blindheit sind:

  • Infektionen im Mutterleib (z. B. Röteln, Toxoplasmose)
  • Genetische Erkrankungen (z. B. Lebersche Amaurose)
  • Frühgeburt mit Netzhautschäden
  • Sauerstoffmangel bei der Geburt
  • Fehlbildungen des Augapfels

Eine junge Frau mit einem Headset sitzt an ihrem Arbeitsplatz im Callcenter. Im Hintergrund sind weitere Personen zu sehen. Unter dem Bild ist geschrieben: "Angehörige von blinden Menschen fühlen sich oft überfordert. Unser Experten-Team bietet kostenlose Beratung bei Fragen zu Alltagshilfsmitteln und selbstständiger Lebensführung." Darunter eine Aufforderung auf das Bild zu klicken, um eine Beratung zu erhalten.

Was ist weltweit die häufigste Ursache für eine Erblindung?

Global gesehen ist, vor allem in ärmeren Ländern, in denen eine medizinische Versorgung fehlt, der Graue Star (Fachbegriff: Katarakt) die häufigste Ursache für eine Erblindung. Es kommt im Laufe der Erkrankung zu einer Trübung der Augenlinse.

Weitere häufige Ursachen:

  • Grüner Star (Fachbegriff: Glaukom): Schädigung des Sehnervs durch erhöhten Augendruck.
  • Netzhautablösungen: Die Netzhaut löst sich von der darunter liegenden Schicht.
  • Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Der Punkt des schärfsten Sehens wird als Makula bezeichnet. Bei der AMD ist die Makula geschädigt.
  • Diabetes (diabetische Retinopathie): Die Blutgefäße der Netzhaut werden geschädigt.
  • Augenverletzungen, Unfälle: Durch eine Gewalteinwirkung können Augen so weit geschädigt werden, dass es zu einer dauerhaften Schädigung kommt.

Die gute Nachricht: In vielen Fällen lässt sich das Fortschreiten einer Erkrankung stoppen oder bremsen, wenn frühzeitig behandelt wird. Doch bleibt die Erkrankung zu lange unerkannt, kann sie zur Erblindung führen.

Kann man plötzlich blind werden?

Ja, man kann plötzlich blind werden. Und das ist oft ein Schock, bei dem viele Menschen in Panik geraten und nicht wissen, was sie tun sollen. Verständlich. Auf die Frage „Was tun, wenn man plötzlich blind ist?“ ist die richtige Antwort daher: Ruhe bewahren und sofort ärztliche Hilfe holen.

Wenn kein Notrufknopf oder eine Kurzwahl/Tastenkombination für den Notruf im Smartphone eingespeichert ist, ist es ratsam, andere Menschen, um Hilfe zu bitten und auf sich aufmerksam zu machen.

Mögliche Auslöser für eine plötzliche Blindheit:

  • Die Blutversorgung zur Netzhaut wird blockiert (Amaurosis fugax)
  • Blutgefäße in der Netzhaut verschließen sich (Augeninfarkt)
  • Entzündungen des Sehnervs (z. B. bei Multipler Sklerose)
  • Ein Unfall mit schweren Verletzungen am Auge
  • Schlaganfall im Bereich des Sehzentrums
  • Eine Netzhautablösung
  • Blutungen im Auge

Kann man Blindheit heilen?

Gerade wenn es um einen geliebten Menschen geht oder um die eigene Angst, das Augenlicht zu verlieren, ist es von Bedeutung zu wissen, ob Blindheit geheilt werden kann. Wichtig ist dabei zu verstehen: Nicht immer „funktionieren“ die Augen nicht, sondern oft liegt das Problem im Sehnerv oder Gehirn, wo die gesehenen Bilder nicht mehr ankommen und verarbeitet werden können. Das ist wie ein Fernseher mit einem gestörten Signal.

Eine solche Situation kann nach einem Schlaganfall oder durch Tumore auftreten. Eine Heilung ist nicht immer möglich. Auch eine angeborene Blindheit kann in der Regel nicht geheilt werden.

Es gibt jedoch bei einer frühzeitigen Behandlung von Augenerkrankungen wie der Graue Star Hoffnung, dass es nicht zu einer Erblindung kommt. Auch gibt es Gentherapien und Netzhautimplantate, die bei Erkrankungen helfen können. Es ist daher entscheidend, Symptome ernst zu nehmen und früh behandeln zu lassen.

Ein Blick in die Zukunft: Die Medizin entwickelt sich schnell weiter, sodass es Ideen wie die Stammzellentherapie gibt, um die Netzhaut zu regenerieren, Augen wiederherzustellen oder durch Technik zu ersetzen. Es kann daher sein, dass es in der Zukunft Behandlungen gibt, wodurch die Augen von blinden Menschen wieder sehen können.

Frau sitzt bei einer Augenuntersuchung hinter einem Sehtestgerät.

Wie kommen blinde Menschen besser im Alltag zurecht?

Blind zu sein bedeutet nicht, hilflos zu sein. Viele blinde Menschen führen ein selbstbestimmtes Leben. Sie arbeiten, reisen, kochen, telefonieren oder gehen einkaufen. Aber natürlich ist der Alltag oft herausfordernd. Und genau deshalb gibt es heute viele Hilfsmittel und persönliche Unterstützungen, die helfen, den Alltag mit Blindheit zu meistern.

Haushaltshilfe für blinde Menschen

Der eigene Haushalt kann mit Seheinschränkung zur Stolperfalle werden. Doch mit einem strukturierten Vorgehen und kleinen Hilfsmitteln lässt sich vieles organisieren. Besonders praktisch sind sprechende Haushaltsgeräte, wie zum Beispiel ein Backofen, der laut ansagt, welche Temperatur eingestellt ist. Mit Hilfsmitteln lässt sich der Alltag sicher und selbstbestimmt gestalten. Eine zusätzliche helfende Hand wie eine Haushaltshilfe ist ebenfalls eine große Unterstützung und Erleichterung.

Die Kosten für eine Haushaltshilfe, die zum Beispiel bei folgenden Aufgaben unterstützt, können mit einem Teil des Blindengeldes gedeckt werden:

  • den Wohnbereich in Ordnung halten
  • Unterstützung bei Post und Dokumenten
  • Hilfe bei der Organisation des Alltags
  • Einkäufe erledigen und kochen

Das Blindengeld ist eine finanzielle Unterstützung, die vom jeweiligen Bundesland ausgezahlt wird und dazu dient, die zusätzlichen Kosten, die mit einer Sehbehinderung einhergehen, auszugleichen.

Bei dem Blinden- und Sehbehindertenverband bei Dir vor Ort bekommst Du mehr Informationen, wenn beispielsweise ein Angehöriger Unterstützung benötigt.

Eine Frau schaut in den Backofen und macht einen erschrockenen Gesichtsausdruck. Im Backofen befinden sich zwei angebrannte Kuchen und Rauch. Unter dem Bild ist geschrieben "Nie wieder die falsche Backtemperatur. Feelware bringt Herde zum Sprechen, damit sie für blinde Menschen bedienbar sind." Darunter eine Aufforderung auf das Bild zu klicken, um mehr zu erfahren.

Psychologische Hilfe bei Erblindung

Blind zu werden – ob plötzlich oder schleichend – ist ein tiefer Einschnitt ins Leben. Viele Betroffene kämpfen mit Ängsten, Trauer über den Verlust des Augenlichts oder mit der Isolation und sozialem Rückzug.

Eine psychologische Hilfe anzunehmen oder auch eine Therapie zu machen, ein Coachingangebot oder Selbsthilfegruppen zu besuchen, kann helfen, den neuen Lebensweg emotional zu verarbeiten und neue Stärke zu finden.

Es gibt zahlreiche Ansprechpartner, Hilfsangebote und Beratungsstellenfür Menschen mit Sehbehinderungen und deren Angehörige, die Du in unserem Artikel Leben mit Sehbehinderung oder Blindheit findest.

Praktische Hilfsmittel: Von der Unterschriftschablone für Blinde bis zu sprechenden Uhren

Heute gibt es eine riesige Auswahl an cleveren Lösungen, die blinden Menschen den Alltag erleichtern. Viele Produkte sind sogar über die Krankenkasse erstattungsfähig.

Eine Auswahl an Hilfsmitteln:

  • Sprechende Uhren und Thermometer
  • Sprechende Herde und Waschmaschinen
  • Langstöcke und Hinderniserkennungssysteme
  • Software mit Sprachausgabe und Vergrößerung
  • Unterschriftschablone für eigenständiges Unterschreiben

Tipp: Schau bei spezialisierten Hilfsmittelshops wie Feelware vorbei,um beispielsweise sprechende Geräte zu entdecken, die den Alltag einer sehbehinderten Person hervorragend unterstützen.

Finger tastet Punkte auf einem Blatt in Brailleschrift.

FAQ: Was sehen blinde Menschen?

Wie kaufen Blinde ein?

Mit einer Einkaufsbegleitung (z. B. Ehrenamtliche Haushaltshilfen) oder über barrierefreie Websites von Lieferdiensten können blinde Menschen einkaufen. Auch ist das Ladenpersonal oder spezielle Apps, die Informationen über Produkte vorlesen, behilflich.

Was sehen 100 % blinde Menschen?

Einige blinde Menschen sehen Lichtquellen oder Umrisse und 100 % blinde Menschen sehen nichts.

Was machen Blinde den ganzen Tag?

Sie machen alles, was Sehende auch tun, nur anders und mit Unterstützung. Mit Hilfsmitteln kann der Alltag selbstbestimmt gestaltet werden, sodass Lesen (per Hörbuch oder Braille), Freunde treffen, Musik hören, telefonieren und vieles mehr möglich ist. Es gibt auch eine Blindenfußball-Bundesliga oder mit Begleitsportlern die sehen können, sind viele Sportarten wie Schwimmen oder Yoga möglich.

Kann man plötzlich blind werden?

Durch einen Unfall und als Folge von Augenerkrankungen kann man plötzlich blind werden. Es kann beispielsweise passieren, dass die Blutversorgung zur Netzhaut blockiert wird oder Blutgefäße sich in der Netzhaut verschließen, wodurch die Sehkraft schwindet. Es handelt sich um einen Notfall, der sofort behandelt werden sollte.

Was tun, wenn man plötzlich blind wird?

Bei plötzlicher Blindheit ist der erste Schritt, sofort ärztliche Hilfe über den Notruf zu rufen. Je früher die Ursache behandelt wird, desto größer ist die Chance auf Erhalt des Sehvermögens. Tritt der Verlust des Augenlichts dauerhaft ein, kann eine psychologische Hilfe und eine Kontaktaufnahme zum Blinden- und Sehbehindertenverband eine große Hilfe sein.

Was ist der medizinische Fachbegriff für Blindheit?

Der Fachbegriff für vollständige Blindheit lautet Amaurose. Er leitet sich vom lateinischen Amaurosis ab, das wiederum vom griechischen amauros stammt und so viel wie dunkel oder blind bedeutet.

Was sehen blinde Menschen?

Je nach Augenerkrankung und Grad der Blindheit sehen blinde Menschen Lichtreflexe, Schatten, Umrisse oder nichts. Schließe einmal Deine Augen und spüre, wie andere Sinne wie hören, riechen und fühlen in den Vordergrund gelangen. Merkst Du, wie ein anderes Bild der Umgebung entsteht?

Sehen blinde Menschen schwarz?

Menschen, die noch nie eine Farbe gesehen haben, wissen nicht, wie schwarz aussieht. Geburtsblinde Menschen sehen somit nicht schwarz, sondern nichts. Die Mehrheit der blinden Menschen kann jedoch noch hell und dunkel wahrnehmen oder wissen von der Zeit vor der Erblindung, wie die Farbe Schwarz aussieht.

 

Quellenangaben Bilder:

  1. https://www.pexels.com/photo/photo-of-person-using-cane-as-a-walking-guide-7188913/
  2. https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-sommer-baume-tier-8327473/
  3. https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-sitzt-auf-stuhl-in-arztpraxis-mit-moderner-ausstattung-5752273/
  4. https://www.pexels.com/de-de/foto/finger-symbole-3d-beruhren-7188888/
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